
Beinahe ein Jahr ist es her, dass ich mich beruflich verändert habe. Gleicher Arbeitgeber, anderes Betätigungsfeld. Und da ich mit meiner alten Truppe immer bestens auskam, gab es zum Abschied einen fetten Gutschein für meinen liebsten Modellbauladen – die Bastlerzentrale in Gießen.
Um die Sache nun noch fetter zu machen, gab es als Geburtstagsgeschenk noch eine zweite ordentliche Finanzspritze von meinen neuen Kolleginnen, die zwar nicht zweckgebunden war, von mir aber umgehend auch auf das Bastlerzentralenbudget geschlagen wurde.
Ich addierte noch ein paar Euro aus eigener Tasche und schlug am vergangenen Samstag vor Ort auf. Mein Ziel: Einkäufe im Wert von 200 Euro – und dabei so viele Sachen abstauben, wie nur irgendwie möglich.
Natürlich hätte ich problemlos auch zu einem richtig fetten Bausatz greifen können. Das wollte ich aber vermeiden, denn einerseits gibt es momentan kein Modell in dieser Preiskategorie, das mich auch nur ansatzweise interessiert, andererseits wäre das vermutlich ein Riesending, das ich nirgendwo unterbringen könnte.
Gerade in letztgenanntem Punkt habe ich dann übrigens ordentlich Scheiße gebaut, wie man sicherlich schon auf dem Bild erkennen kann …
Einen klaren Plan hatte ich nicht. Für mich hieß es: Einfach mal gucken, was es so gibt. Und dabei natürlich immer schön nach Sonderangeboten Ausschau halten, um die Ausbeute nach Möglichkeit noch fetter zu machen. Ich hatte mich noch nicht einmal auf ein besonderes Genre kapriziert – obwohl mir von Anfang an klar war, dass das Hauptaugenmerk auf Flugzeugen liegen würde. Mit Schiffen bin ich im Augenblick ein wenig übersättigt und bei Fahrzeugen müsste es schon etwas ganz Besonderes sein.
Mir war schon klar, dass es nicht einfach werden würde. Einerseits gibt es viele schöne Sachen, die auf den ersten Blick wirklich wünschenswert sind. Andererseits möchte man aber auch gerne zum eher Besonderen greifen, wenn man schon einmal solche Möglichkeiten hat. Dementsprechend dauerte es auch eine ganze Weile, bis ich vor Ort den ersten Bausatz ausgeguckt hatte. Meine Frau hatte sich inzwischen schon eine Sitzgelegenheit gesucht, weil sie ahnte, dass das eine längere Geschichte wird.
Obwohl ich auf Flugzeuge fixiert war, griff ich zuerst tatsächlich nach dem Tamiya-Bausatz des Hanomag Sd.Kfz 251 1 im Maßstab 1/35. Der Grund war, dass ich bereits in sehr jungen Jahren schon einmal mit diesem Modell zu tun hatte. Allerdings hatte ich es nicht selbst gebaut. Entweder hatte mein Vater es in der Mache oder es stand damals auf meiner Wunschliste. Nun hatte ich die Möglichkeit, für 23 Euro zuzuschlagen. Dazu kam noch die spontane Idee für ein kleines Diorama.
Danach fiel mir die B-25 im Maßstab 1/48 in die Hände. Eine „Billy Mitchell“ wollte ich schon immer einmal bauen, hatte aber irgendwie nie den passenden Bausatz im passenden Moment gefunden. Und nun grinste mich dieser hier für gerade einmal 19 Euro (Sonderangebot!) aus dem Regal heraus an. Ich bin zwar kein allzu großer Fan der Modelle von Revell USA (hier habe ich einige durchwachsene Erfahrungen gemacht), aber bei diesem Angebot konnte ich nicht widerstehen.
In Richtung der Alouette im Maßstab 1/32 hatte ich schon seit einer ganzen Weile geschielt. Ende der 1990er Jahre, als ich noch bei unserem Modellbauclub „Helicom“ aktiv und dort stark auf Hubschrauber fixiert war, suchte ich händeringend nach einem schönen Bausatz der Alouette II. Als der Bausatz von Revell schließlich verfügbar war, war unserer Modellbauclub schon wieder Geschichte und bei mir fehlten auch die finanziellen Mittel, um mir das Modell zu leisten. Als dann alles wieder passte, hatte ich das Modell aus den Augen verloren. Nun konnte ich aber bei einem Preis von 24 Euro getrost zuschlagen.
Die kleine Me 262 in 1/72 für ganze 10 Euro ging dann mit, falls ich mal was Schnelles für zwischendurch brauche. Anfangs hatte ich ein Doppelpack in der Hand – eine Me 262 in Kombination mit einer P-51 Mustang, die man in einer Dogfight-Szene hätte darstellen können, ähnlich wie die Dogfight-Doubles von Airfix, nur eben von Revell. Das Problem war: Ich hätte damit zwar einen guten Preis erzielt (ca. 15 Euro für beide Modelle), aber ich hatte keinen Bock auf die Mustang. Glücklicherweise lag die einzelne Me 262 direkt daneben, also raffte ich diese ein.
Tja, und dann war da die Sache mit der SR-71. Nun ist es so, dass bei mir im Keller bereits eine SR-71 im Maßstab 1/72 lauert. Das 1/48-Monstrum von Revell fixte mich zwar ganz schön an, aber in meinem Hinterstübchen meldete sich immer wieder die Vernunft und maulte herum, dass ich das gleiche Modell nicht unbedingt in mehreren Maßstäben brauche und dass ich den Riesenklopper bei mir ohnehin nicht unterbekomme. Aber trotzdem fixte mich das Ding an! Nachdem ich an diesem Samstag mindestens 25mal drumherum geschlichen war, platzte mir die Gurke und ich entschied: „Die geht jetzt mit!“
Und Scheiße nochmal, das war die richtige Entscheidung! Keine Ahnung, wo ich das fertige Teil hintun soll, aber ich bin trotzdem froh, dass ich zugeschlagen habe.
Dazu dann noch ein paar wenige Farben und etwas Klebstoff (wobei ich mir die Hälfte aller Farben hätte schenken können), dann war das Budget schon recht gut gelutscht. Ich hätte mir natürlich noch deutlich mehr zulegen können, doch das wäre dann ein „Kauf mit Gewalt“ gewesen und ich hättet zu irgendwelchen Sachen gegriffen, die ich gar nicht so richtig hätte haben wollen. Das war nun wirklich nicht Sinn der Sache.
So bin ich aber mit einem Sack voller toller Bausätze nach Hause gegangen und überlege jetzt, wo ich die ganzen Sachen verstaue, bis ich vielleicht irgendwann mal zum Zusammenbauen komme …