Zunächst einmal: Ich habe jetzt einige Zeit nichts von mir hören lassen. Das ist der Tatsache geschuldet, dass ich am 1. Dezember (oder besser gesagt: am 2. Dezember, denn der 1. war ein Sonntag) einen neuen Job angetreten habe. Ich bin zwar beim gleichen Arbeitgeber geblieben, doch jetzt an anderer Stelle aktiv. Und dieser neue Job hat es in sich, sodass ich nicht mehr ganz so viel Zeit hatte, um nebenbei noch meine Webseite zu pflegen.
Von der Zeit, um irgendwelche Videospiele zu daddeln, wollen wir mal gar nicht erst reden.
Und doch ist es mir gelungen, wieder einmal ein Spiel zu Ende zu bringen. Zugegeben, es ist nun wirklich kein „großes“ Spiel, sondern eher eine kleine Indie-Perle für zwischendurch. Aber die hat wirklich Spaß gemacht.
Es geht um den Top-Down-Shooter „Splatter – Zombiecalypse Now“
Das Spielchen hat inzwischen schon satte 10 Jahre auf dem Buckel, was man ihm aber kaum anmerkt, denn die Grafik ist sicherlich nicht die Fortschrittlichste.
Das Ganze spielt sich wie ein storygetriebener Twin-Stick-Shooter, in dem sich ein einsamer Pistolero mit negativer Grundeinstellung plötzlich inmitten einer Zombie-Apokalypse wiederfindet und spontan entscheidet, dem untoten Treiben ein Ende zu bereiten. Mit seiner zwar schwachen, aber dennoch treuen Pistole und unendlich viel Munition im Gepäck macht er sich auf, um der Ursache der Seuche auf den Grund zu gehen – und nebenbei eben einem Riesenhaufen Zombies den Arsch zu versohlen.
Und das macht er dann auch – und zwar so derb, dass der Titel des Spiels wirklich Programm ist. Hier werden die Zombies nämlich gleich hordenweise in Klump und Fetzen geschossen!
Von seinem Zuhause aus ballert sich unser Held durch die dunklen Gassen seiner Heimatstadt und hinterlässt ganze Felder aus blutiger Pampe, wo sich vorher die Zombiehorden tummelten. Dabei findet er überall in der Landschaft und in Gebäuden verteilt Munition, Moneten oder sogar neue Knarren, die ihm das Überleben ein klein wenig leichter machen. So gesellen sich zur Pistole recht bald eine Shotgun, ein Sturmgewehr und ein Granatwerfer. In späteren Levels erhöhen ein Raketenwerfer, ein Flammenwerfer und sogar eine Laserkanone die Feuerkraft.
Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände sind allerdings Magnesiumfackeln, die man ebenfalls hier und dort einsammeln kann. Das helle Licht dieser Fackeln ist nämlich pures Gift für die Zombies und hält die Biester auf Distanz. Aber Vorsicht: Die Fackeln brennen nicht ewig und die Zombies sind durchaus schlau genug, sich alternative Wege zu suchen und den Spieler unerwartet zu flankieren, wenn das Leveldesign die Möglichkeit hierzu bietet.
Erschwerend kommt hinzu, dass wir nur in der Blickrichtung unserer Spielfigur „sehen“ können. Es gilt also, sich permanent mit der Maus „umzuschauen“, um nicht Gefahr zu laufen, aus dem Hinterhalt überrascht zu werden.
Das Gameplay wird immer wieder durch Spezialpassagen und Bossfights aufgelockert. So sind wir beispielsweise mit einem klassischen „Taliban-Pickup“ (Ihr wisst schon, diese Pickups mit einem stationär montierten Maschinengewehr auf der Ladefläche) unterwegs und müssen das Fahrzeug mit dem Bordgeschütz gegen die Zombiehorden verteidigen. An anderen Stellen müssen wir gegen gigantische, feuerspeiende Würmer oder gleich mehrere durchgedrehte Kampfroboter, die uns mit Gatling-Kanonen und Granaten bezillen, kämpfen.
Hier und dort begegnen wir dann auch mal anderen Charakteren, mit denen wir kurze Gespräche führen können und die nicht selten Sidequests anbieten, mit deren Hilfe wir unsere Kriegskasse aufbessern können. Mit dem eingesammelten Geld können wir von Zeit zu Zeit unsere Knarren hochleveln. Man sollte sich hierbei aber rasch spezialisieren, denn es ist eigentlich unmöglich, mehrere Waffen auf das höchste Level zu bringen. Wie sich aber herausstellte, kann auch eine Pistole auf Level 3 ziemlich heftig austeilen – und das mit unbegrenzter Munition, was für alle anderen Wummen nicht zutrifft.
So ballert man sich dann gegen allerlei unterschiedliche Zombie-Typen quer durch die Landschaft. Es gibt „normale“ Zombies, die bei Sichtkontakt auf die Spielfigur zulaufen und dabei etwas schneller werden. Dann gibt es Zombies, die plötzlich stark beschleunigen. Es gibt feuerspeiende Zombies. Zombies, die wie Frösche hüpfen und einige Treffer vertragen. Gewaltige Riesenzombies, die die Spielfigur mit Druckwellen zerquetschen können. Unsichtbare Zombies, die sich beinahe ausschließlich mit der Laserkanone bekämpfen lassen. Es gibt auch die bereits erwähnten Kampfroboter mit den Gatlings und den Granaten. Feuerspeiende Käfer. Nicht feuerspeiende Käfer. Würmer, die nur mit dem Flammenwerfer gekillt werden können.
Klingt nach viel, ist tatsächlich aber ziemlich überschaubar.
Und dann, nach eigentlich viel zu kurzer Zeit, hat man sich bis zum Ground Zero der Infektion vorgeballert und steht dem letzten Boss gegenüber. Dieser liefert dann noch einmal einen hübsch herausfordernden Fight über mehrere Runden, der aber auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad gut zu schaffen ist.
Ja, es ist wirklich nur ein überschaubares Indie-Spiel, das in kurzer Zeit durchgespielt ist. Aber man merkt, dass eine Menge Herzblut darin steckt. Die finstere Endzeit-Atmosphäre ist saugut eingefangen, die Sprecherinnen und Sprecher legen sich richtig ins Zeug und kommen stellenweise überzeugender ‚rüber als so mancher Synchronsprecher bei AAA-Titeln und das Gameplay ist einfach richtig schön fetzig. Und wenn man mehr oder weniger versehentlich mit ein paar Schüssen ein Auto in die Luft jagt, damit eine Kettenreaktion in Gang setzt und eine ganze Zombiehorde binnen zweier Sekunden atomisiert, dann macht das richtig, richtig Laune.
Das Spiel gibt es für ganz kleines Geld, z. b. auf GOG.com. Wer einen wirklich klasse gemachten No-Brainer für zwischendurch sucht, der sollte unbedingt zugreifen. Und wer vom Zombiewegpusten nicht genug kriegen kann, auf den warten nach der Kampagne noch verschiedene Horden- und Online-Herausforderungen (die ich allerdings nicht ausprobiert habe, weswegen ich auch nicht sagen kann, ob man überhaupt Mitspieler finden kann).
Und eins noch: Für die finster-schräge Industrial-Nummer „Harder Times, Crater“, die bei den End-Credits läuft, hat das Ding eigentlich den Sonderpreis der Jury verdient. Besser hätte man die Zombie-Apokalypse musikalisch nicht beenden können!