Hurra, ich bin wieder zurück in der Zone!
Nach einer Entwicklungszeit von sieben Jahren ist S.T.A.L.K.E.R. 2 – Heart of Chornobyl endlich erschienen. Nun hat mich die Erfahrung gelehrt, dass man sich neuerdings Spiele nicht unbedingt sofort bei Release zulegen sollte, weil gerade die etwas aufwändigeren Sachen in den letzten Jahren nahezu durchweg nur halb fertig auf den Markt gefeuert wurden. Deswegen war ich auch nicht bereit, gut 60 Euro blind für ein Spiel hinzulegen. Dabei habe ich mich schon viel zu oft auf den Topf gesetzt, als dass ich diesen Fehler noch einmal machen wollte. Doch dann sah ich, dass das Spiel doch tatsächlich direkt vom Start weg im XBox Game Pass gelandet ist – und ich habe die Ultimate-Version abonniert.
Also, gleich mal runterladen und dann ab in die Zone!
Gleich beim ersten Start kam dann jedoch schon der erste Dämpfer: Das Spiel baute zunächst ein Shader-Profil auf. Und das dauerte. Dagegen war der Download der 155 GB an Daten zuvor schon fast harmlos. Inzwischen habe ich das Spiel noch einige Male gestartet und die Shader wurden etwas schneller kompiliert, doch nervig ist das allemal.
In einem ersten Beißreflex wollte ich dann die Grafikeinstellungen erstmal ein wenig herunterdrehen, ließ sie dann aber auf Vollgas. Und das war auch gut so, denn tatsächlich wurde mein inzwischen schon recht betagter i7-7700K mit seiner AMD RX6800 OC ziemlich gut mit der Grafik fertig. Und die hat es auch wirklich in sich, denn die Zone sieht wirklich unverschämt gut aus.
Allzu viel von der Zone habe ich allerdings noch nicht gesehen, denn ich stolpere derzeit noch im Anfängergebiet herum und verdiene mir die ersten Sporen. Die Story startet dabei recht turbulent. Man spielt einen Stalker wider Willen, dessen Haus von einem Artefakt zerbombt wurde, das vom Himmel gefallen ist. Nun versucht der Gute, in der Zone Antworten zu finden. Dummerweise wird er von den Leuten, die er eigentlich angeheuert hatte, hintergangen. Und bevor er es sich versieht, sitzt er plötzlich mutterseelenalleine in der Zone, komplett ohne Ausrüstung und ohne sein vom Himmel gefallenes Artefakt. Und das möchte er zurückhaben.
Glücklicherweise hilft ihm recht bald ein anderer Stalker, der zufälligerweise vorbeikommt und selbst gegen eine helfende Hand nichts einzuwenden hätte. So kommt man dann zu seinen ersten kleinen Aufträgen. Und natürlich gibt es auch ziemlich rasch ein paar böse Buben, die förmlich darum betteln, erschossen zu werden.
Weniger schön ist, dass man gleich im Tutorial an einen ziemlich fiesen Mutanten gerät, der im Dunkeln angreift. Das Mistvieh erwies sich als erschreckend widerstandsfähig und schickte mich gleich mehrfach auf den Game-Over-Screen.
Ist man im ersten Anfängerdorf angekommen, dümpelt die Story dann zunächst einmal vor sich hin. Man lernt die wichtigsten Ansprechpartner kennen, von denen fast jeder eine kleine Mission zu erledigen hat. Und genau diese Missionen arbeite ich gerade nach und nach ab. Über diese Missionen lernt man dann weitere Personen und/oder Fraktionen kennen.
Der eigentliche Kracher ist im Moment allerdings nicht die Story, sondern die Zone selbst. Die protzt nämlich mit einem Fotorealismus, den ich so tatsächlich bislang noch nie in einem Videospiel gesehen habe!
An allen Ecken und Enden gibt es in der Zone etwas zu entdecken. Jede Menge verlassene, verfallene Gebäude und Einrichtungen, die man durchstöbern kann. Schade nur, dass es innerhalb der Gebäude kaum etwas zu entdecken gibt. Sucht man gutes Loot, dann muss man schon die Missionen abarbeiten, denn hier findet man oft die beste Beute.
So viel zur Optik und zur Spielwelt. Aber wie spielt sich das Ganze denn nun?
Eins ist bemerkenswert: GSC Game World haben es tatsächlich hingekriegt, das typische Stalker-Gameplay aus den ersten Spielen in die Fortsetzung zu transportieren. Schon auf den allerersten Metern merkt man ganz deutlich, dass man es mit einem waschechten Stalker-Spiel zu tun hat. Die Schießereien spielen sich wieder angenehm herausfordernd und auch die Steuerung macht keine größeren Mucken.
Ein paar Punkte gibt es allerdings, die hoffentlich noch durch Patches geändert werden. So verschwindet teilweise das HUD, sodass man manchmal den Überblick verliert, welche Gegenstände gerade auf den Schnellzugriffstasten liegen. Ratzfatz hat man sich dann verklickt und versehentlich ein paar Liter Vodka reingekippt. Bong!
Die Tastenbelegung sollte man auch anpassen. Q und E waren vormals für das Lehnen nach rechts und links zuständig. Jetzt aktiviert man damit den Schnellzugriff. Man will sich reflexartig nach rechts lehnen – zack, Vodka. Das Lehnen liegt stattdessen auf den Tasten Z und C (wobei offenbar von einer englischen Tastatur ausgegangen wurde, auf der die beiden Buchstaben näher beieinander liegen). Das sollte man wirklich unbedingt ändern, ansonsten legt man eher eine Slapsticknummer hin, anstatt sich eine gepflegte Deckungs-Schießerei zu liefern.
Die Technik stottert stellenweise ziemlich massiv. Ich habe zeitweise schon Freezes von fast einer Minute Länge erlebt, wenn ich das Inventar öffnen oder das Gegenstandsrad aktivieren wollte. Und die Shader beim Programmstart hatte ich ja schon erwähnt. Zur Entschuldigung des Spiels kann ich nur anführen, dass ich es auf einer normalen HDD installiert habe, nicht auf eine SSD. Hier könnte man vielleicht noch ein wenig mehr Tempo herauskitzeln.
Ein bisschen blöd finde ich auch die Survival-Mechaniken. Man ist gezwungen, alle paar Minuten etwas zu essen. Das kommt allerdings ein bisschen rüber wie eine reine Beschäftigungstherapie. Es gibt durch das Essen keinerlei besondere Benefits. Eine echte Funktion erfüllen nur besondere Lebensmittel, wie z. B. Vodka, der gegen Radioaktivität hilft oder Energydrinks, die Ausdauer schnell wieder herstellen. Einen Teil davon hätte man sich aber ruhig schenken können, denn es nervt ein wenig.
Ebenfalls ziemlich nervig ist stellenweise auch die Tier- und Mutantenwelt. Im Grunde handelt es sich ja bei so ziemlich allen Tieren, denen man begegnet, um Mutanten. Und alle haben Hunger. Ihr Leibspeise: Die Spielfigur. Und das führt stellenweise zu ziemlich bekloppten Szenen. Da kämpft man sich irgendwo durch ein Areal und schafft es mit Hängen und Würgen gerade so wieder raus, nur um dann von einem wilden Hund instant gekillt zu werden.
Ganz schlimm: Blutsauger (zumindest nenne ich die Biester so). Die sind unsichtbar und nähern sich übelst schnell. Man erkennt sie nur anhand des Flimmerns in der Luft. Gezielter Beschuss ist kaum möglich, dazu sind diese Mutanten viel zu schnell. Außerdem sind sie nahezu unkaputtbar und fressen problemlos ein komplettes 30-Schuss-Magazin aus einer MP-5, nur um einen dann beim Nachladen in aller Ruhe abzumurksen.
An einem dieser Mistkäfer muss man in einer Mission irgendwie vorbeikommen, um ein Artefakt zu bergen. Nachdem ich von diesem Arsch gleich zehnmal auf den Game-Over-Screen geschickt wurde, habe ich mich darauf verlegt, ihn einfach zu ignorieren und mit Volldampf durchzurennen. Das führte letztendlich dann auch zum Erfolg.
Ein paar kleinere Bugs sind mir auch schon über den Weg gelaufen. Kleinere Clipping-Fehler oder Grafikaussetzer. Texturen, die nicht nachgeladen wurden. Träge Reaktion der Steuerung. Allerdings nichts, was mich komplett aus dem Spiel katapultiert hätte.
Hinsichtlich der Technik gehe ich fest davon aus, dass noch einiges gepatcht wird. Das ist nun einmal in der heutigen Zeit der Standard.
Dann fasse ich mal meine ersten Erlebnisse in der Zone zusammen: Stalker is back – und zwar mit Vollgas! Es sieht schon fast unfassbar gut aus und spielt sich genauso spaßig, wie es damals in den ersten Teilen schon der Fall war. Die Technik stolpert noch ein bisschen und es gibt ein paar eher schwache Gameplay-Mechaniken, aber das kann man alles noch wegpatchen.
In jedem Fall bin ich wieder gezündet und werden auch weiterhin die lange Shader-Vorbereitung beim Programmstart in Kauf nehmen, um die Zone weiter erforschen zu können.