Ich gestehe: Ich war schon immer ein Riesenfan des Consolidated PBY „Catalina“.
1977 – ich war gerade 9 oder 10 Jahre alt – brachte Revell den PBY-6A, den der berühmte Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau einsetzte, im Maßstab 1/72 auf den Markt. Ich sah den Bausatz, dessen Karton Foto des Flugzeugs aus der Seitenansicht zeigte, und war sofort hin und weg. Es war klar: Ich musste das Ding haben! Und ich bekam es auch, irgendwann in den nächsten Wochen oder Monaten. Ja, ich baute es zusammen. Und ja, es verschwand irgendwann in der Mülltonne, vermutlich, weil es eine fulminante Bruchlandung hinlegte.
Aus heutiger Sicht gesehen war der Bausatz natürlich nicht das Gelbe vom Ei. Das Grüne auch nicht. Im Gegenteil, wenn man sich heute eine Bausatzvorstellung ansieht, dann vermisst man doch jede Menge Details. Aber für die damalige Zeit ging das völlig in Ordnung und ich hatte meinen Spaß daran gehabt.
Irgendwann zwischen 1997 und 2000 bekam ich dann einen weiteren PBY-Bausatz von Revell in die Finger, diesmal allerdings im Maßstab 1/48. Tatsächlich bekam ich auch dieses Modell irgendwie auf die Räder bzw. die Schwimmer, doch auch diese „Catalina“ segnete eines Tages das Zeitliche. Ich meine mich sogar zu erinnern, dass das Modell niemals richtig fertig wurde, sondern zu einer Art Bauruine verkam, obwohl es eigentlich schon recht gut ausgesehen hatte.
Nun existiert in meiner Schatzkammer sogar noch ein drittes Exemplar. Dabei handelt es sich um den gleichen Bausatz im Maßstab 1/48, den ich schon vor gut 25 Jahren hatte. Doch gerade in den letzten Tagen kam ich auf die Idee, ein etwas kleinerer Maßstab wäre doch sicherlich gar nicht schlecht. Deswegen schaute ich mich noch einmal nach der Cousteau-Version um – und erlebte ein dunkelblaues Wunder! Der Bausatz ist nämlich mit etwas Glück durchaus noch zu bekommen, allerdings zu Preisen, die einem den Schweiß auf die Stirn treiben. Und wieder runter. Das wollte ich mir angesichts der doch eher schwachen Qualität dann lieber doch nicht antun.
Stattdessen schaute ich mich bei Amazon um und fand prompt einen Bausatz aus dem Hause Academy. Dieser war auch noch gerade im Sonderangebot und kam gerade mal auf 19 Euro, also fackelte ich nicht lange und schlug zu.
Wie sich recht bald herausstellte, handelt es sich um einen Bausatz aus dem Jahr 2014, der 2018 auch im Sortiment von Revell landete. Und bei diesem Bausatz handelt es sich um eine ganz andere Ansage als bei seinem Vorgänger aus dem Jahr 1977; das zeigte schon ein allererster Blick in den Karton:
Ich musste (unter anderem Dank meiner Brille) nicht lange hinschauen, um die feinen Strukturen zu sehen. Darüber hinaus war beim Anblick der Teile sofort klar, dass man es mit einem modernen Bausatz zu tun hat, der weitaus weniger grobschlächtig daherkommt als der gut 47 Jahre alte Vorgänger.
Falls ich allerdings irrationalerweise gehofft haben sollte, mit diesem Bausatz Cousteaus Calypso-Version bauen zu können, dann wurde ich spätestens beim Anblick der Decals wieder auf den Boden dder Tatsachen zurückgeholt, denn diese sind ausschließlich für eine Navy-Version geeignet. Ich hatte allerdings kurz mit dem Vorhaben gespielt, Revell anzuschreiben und nachzufragen, ob eventuell noch ein Decalsatz der alten Calypso-Version zu bekommen ist. Ich glaube zwar nicht daran, aber einen Versuch wäre es wert gewesen. Doch das habe ich gleich wieder verworfen, denn ich habe es hier mit einem PBY-5A zu tun, während Cousteau einen PBY-6A einsetzte. Damit wäre die Sache nicht „stilecht“ gewesen.
Bei der Bauanleitung handelt es sich um ein Faltblatt, das in insgesamt 7 Bauabschnitten den Zusammenbau des Modells zeigt. Das macht alles einen ganz vernünftigen Eindruck, doch ich stoße mich momentan ein bisschen daran, dass in der Anleitung lediglich beschrieben ist, wie man das Modell mit ausgefahrenem Fahrwerk darstellt. Mich würde auch interessieren, wie das eingefahrene Fahrwerk umgesetzt werden soll. Das werde ich dann bei Bedarf, falls ich die Maschine im Flug oder gelandet im Wasser darstellen möchte, wohl herausforschen müssen.
Sehr positiv finde ich hingegen die Farbangaben, die gleich für mehrere Hersteller zur Verfügung stehen: Humbrol, Aquaeous Hobby Color, Mr. Color, Lifecolor, Testor/ModelMaster, Revell und Vallejo (Model Color und Model Air).
Ein weiteres tolles Gimmick sind vorgefertigte Maskierfolien, mit denen sich die Fenster abkleben lassen – auch die Beobachtungskuppeln an den Seiten des Flugzeugs. Das spart eine ganze Menge Arbeit vor der Lackierung.
Die Teile sind auf drei Plastiktüten verteilt. Insgesamt handelt es sich um 6 Gießäste, auf die die Teile verteilt sind. Eine besondere Anordnung der Teile konnte ich dabei auf den ersten Blick nicht nachvollziehen.
Die Teile selbst sehen gut aus. Vielleicht könnte man sich hier und dort noch ein paar weitere Details wünschen, doch alles in allem macht das einen soliden Eindruck. Ich konnte beim ersten Darüberschauen keine Unsauberkeiten oder Fehler entdecken. Die Details sind, wie man z. B. an den Motoren sieht, knackscharf angegossen und es gibt keine Fischhäute oder Ähnliches. Wie es mit Auswerfermarken aussieht werde ich dann beim Zusammenbau sehen. Gleiches gilt für die Passgenauigkeit.
Auch die Strukturen am Rumpf und den Tragflächen müssen sich nicht verstecken. Alle Nieten sind versenkt dargestellt, ebenso wie alle Blechstöße. Das Material im Bereich der Ruder und der Klappen ist dezent texturiert. Das sieht alles hochwertig aus und lädt natürlich zu Washing-Effekten ein.
Was ich nun genau mit diesem Modell veranstalte, habe ich mir noch nicht überlegt. Dazu wäre es auch noch ein wenig zu früh, denn bevor ich diesen Burschen angehe, habe ich noch eine Menge anderes Zeug in meiner Schatzkammer. Die Regale auf unserem Dachboden platzen schon aus allen Nähten und auf dem Schrank in meinem Zimmer wird der Platz auch allmählich knapp. Also sollte ich mich vielleicht einmal etwas mehr um die Fertigstellung einiger Bausätze kümmern anstatt immer wieder neue anzuschaffen.
Aber der Modellbauer ist nun einmal Jäger und Sammler …