Heute mal in eigener Sache.
Obwohl … alles, was ich hier schreiben, ist ja in eigener Sache. Hm.
Aber ok, im Gegensatz zu allen anderen Themen ist das hier schon sehr viel privater und für Außenstehende sicherlich nur schwer nachvollziehbar. Aber es gibt Dinge, die ich einfach mal loswerden muss. Und wenn schon nicht hier, wann und wo dann?
In diesem Fall geht es um das „Trinksportgelände“. So nannten – und nennen – wir scherzhaft ein Freizeitgrundstück, das wir zu dritt seit 2010 genutzt hatten. Drei alte, weiße Männer, die Spaß an Lagerfeuer, am Grillen und … nun ja, eben am Trinksport haben. Wir hatten uns dort nett eingerichtet, mit einer schicken Gartenhütte, drei Wiesenflächen, mehreren Obstbäumen und einer tollen Feuerstelle mit einem gewaltigen Schwenkgrill.
Bis 2016 hatte ich das Trinksportgelände nahezu im Alleingang bewirtschaftet und dort regelmäßig für Ordnung gesorgt. Spätestens alle drei Wochen wurde die Wiese gemäht und es gelang mir sogar, die weniger gut zugänglichen Teile des Geländes von Unkraut und wild wuchernden Brombeeren zu befreien. Im Gegenzug erlebte ich dort sowohl alleine als auch in guter Gesellschaft etliche tolle Tage und Abende – und ich wachte nicht selten früh morgens mit einem legendären Kater in meinem Zelt auf, das ich mir eigens für solche Aktionen angeschafft hatte. In der Hütte selbst wollte ich wegen der Insekten nicht unbedingt übernachten.
Die Hütte selbst hatten wir uns hübsch zurechtgemacht. Um den Freisitz vor dem Wetter zu schützen, hatte ich sogar aus einer Gewebeplane eine Art Rollo improvisiert, den man recht einfach mit einem Seilzugsystem rauf und runter bewegen konnte. Leider war ich mit der Idee etwas spät dran, denn es hatte bereits monatelang in den Freisitz hineingeregnet, was schlussendlich den Verfall der ganzen Sache begünstigte. Aber verdammt nochmal, es sah wirklich richtig schick aus.
Dummerweise hatte ich dann Ende 2016 einen ziemlich üblen Unfall, der mich für Monate außer Gefecht setzte. Und selbst nach Abschluss der Reha war mein rechter Arm noch nicht ganz so belastbar, wie ich es mir gewünscht hätte. Das führte dazu, dass sich das Unkraut einen guten Teil des Trinksportgeländes wieder zurückeroberte. Einige spätere Arbeitseinsätze konnten zwar nochmal einigermaßen Ordnung herstellen, doch ich habe es nie wieder so gut hingekriegt, wie es Ende 2016 ausgesehen hatte.
Weiter ging es dann damit, dass meine beiden Kameraden im Wald Bruchholz sammelten und hinter der Hütte bei der Feuerstelle lagerten. Das war an und für sich eine gute Idee, denn Feuerholz hatten wir tatsächlich nie genug. Problematisch war allerdings, dass durch die schiere Holzmenge Teile des Geländes plötzlich nicht mehr zugänglich waren. Und genau dort begannen dann Unkraut und Brombeeren unkontrolliert zu wuchern.
Um das Chaos perfekt zu machen, gab irgendwann das Dach der Hütte seinen Geist auf und es regnete rein. Wir konnten das zwar eindämmen, indem wir eine Plastikplane über das Dach zogen, die im Laufe der Jahre irgendwann erneuert werden musste, doch der Schaden war angerichtet und die gesamte Dachkonstruktion schimmelte vor sich hin. Danach dauerte es nicht lange, bis Teile des Bodens im Freisitz allmählich vermoderten und wir Gefahr liefen, buchstäblich durch den Boden zu krachen.
Geschichten und Aktionen gab es im Lauf der Jahre – auch nachdem der Verfall begonnen hatte – noch in ausreichender Anzahl. Zu viel, um hier auch nur ansatzweise darüber zu berichten. Auch wenn allmählich alles auseinanderfiel, versuchten wir immer wieder einmal zu retten, was noch zu retten war. Selbst als ich schon ein eigenes Freizeitgrundstück kaum 200 Meter Luftlinie von unserem Haus hatte, nahm ich immer wieder einmal die über 50 km Anfahrt unter die Räder, um den Rasenmäher noch einmal zu schwingen und wenigstens für ein klein wenig Ordnung zu sorgen.
Der absolute Todesstoß kam dann aber in Form des größten Obstbaums, der eines Tages vom Sturm umgepustet wurde und Teile des Zauns plättete. Einer unserer alten Schulfreunde ist glücklicherweise Waldarbeiter und half und mit seiner Motorsäge aus, den Baum in handliche Einzelteile zu zerlegen. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass wir nun eine ganze Menge Bruchholz im vorderen Teil des Grundstücks hatten, mit dem wir nicht viel anfangen konnten und für das wir auch keinen Platz fanden. So kam es, dass auch dieser Teil des Geländes nach und nach völlig verwahrloste.
Irgendwann kam dann der Tag, an dem ich noch einmal vor Ort war, um die Wiese zu mähen. Dabei musste ich mir nach relativ kurzer Zeit eingestehen, dass diese Aufgabe für mich alleine nicht mehr zu bewältigen war. Gras und Unkraut standen bereits hüfthoch und ich hätte zunächst mit der Motorsense alles plätten müssen, bevor ich auch nur daran denken konnte, den Rasenmäher zum Einsatz zu bringen. Eine von drei Wiesenflächen habe ich noch in den Griff bekommen, doch das kostete mich einen ganzen Nachmittag. Und das war dann der Moment, in dem ich das Handtuch warf.
Kurz darauf wurde das Grundstück verkauft und wir bekamen neue Verpächter. Lustigerweise die Familie, die genau gegenüber wohnt und mit der wir uns im Lauf der Jahre recht gut angefreundet hatten. Natürlich war ihnen nicht entgangen, dass uns die ganze Geschichte entgleist war. Und da sie als totale Autofans unbedingt einen größeren Parkplatz benötigten, eröffneten sie uns vor einigen Wochen, dass sie zumindest die Hälfte des Grundstücks in einen Schotterplatz verwandeln möchten. Wir hätten die hintere Hälfte als Grillplatz behalten können, was wir aber ablehnten, da wir selbst keinen Sinn mehr darin sahen, die Sache weiterzuführen.
So kam es dann, dass wir gestern eine der letzten Touren zum Trinksportgelände unternahmen. Noch einmal grillen, noch ein letztes Getränk nehmen und, vor allem, noch einpacken, was in irgendeiner Weise noch brauchbar war. Wir sind zwar nicht ganz fertig geworden und ich werde an einem der nächsten Wochenenden noch einmal dort hinfahren müssen, doch das Gröbste ist erledigt.
So, wie es jetzt aussieht, wollte ich das Trinksportgelände eigentlich nicht in Erinnerung behalten, aber so ist es nun einmal. Die Hütte ist völlig am Ende, das Holz ist morsch und vermodert, der Boden ist instabil und man kann vor lauter Spinnweben und Dreck in der Hütte nicht mehr treten. Das gesamte Gelände ist völlig mit Unkraut und Dornenranken überwuchert und wird nun allmählich auch noch mit Laub zugedeckt. Vor diesem Hintergrund fällt es dann nicht ganz so schwer, das Grundstück hinter uns zu lassen.
Das war es dann. So long, Prender (ja, das ist ein Insider). Aber für Ersatz ist ja schon gesorgt – und der hat es wirklich in sich! Aber darüber berichte ich – wenn überhaupt – irgendwann anders. Jetzt wird es Zeit, die Videokamera anzuwerfen und ein neues Modellbau-Video zu produzieren!
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