Wer kennt das nicht: Manchmal ist es an der Zeit, sich einfach etwas zu gönnen – auch wenn es eigentlich überhaupt nicht sein müsste. Aber es muss eben doch!
So erging es mir, als ich in den vergangenen Tagen ein wenig mit älteren Weltraum- und Flugsimulatoren herumexperimentierte. Das Problem: Ich wollte die alle gerne mit einem HOTAS spielen, bekam aber keinen meiner vorhandenen Sticks vernünftig zum Funktionieren. Der Hintergrund: Viele Spiele oder Spielumgebungen wie z. B. DOSBox erkennen nur einen angeschlossenen Joystick – und zwar denjenigen, der bei Windows an erster Stelle der Joystickliste steht. Hat man nun aber ein HOTAS-System, das aus zwei oder drei Komponenten besteht, dann wird nur eine dieser Komponenten erkannt.
Nehmen wir beispielsweise den Logitech/Saitek X-52 Pro: Stick und Schubregler werden hier mit einem Kabel zusammengestöpselt und als ein einziges Gerät erkannt. Nimmt man allerdings noch die Ruderpedale aus dem Hause Logitech, vormals Saitek, mit dazu, dann hat man bereits zwei Geräte, da die Ruderpedale mit einem gesonderten USB-Anschluss daherkommen.
Schauen wir uns hingegen das Thrustmaster t16000m FCS an, dann haben wir als Stick und Schubregler zwei separate Geräte mit jeweils einem eigenen USB-Anschluss. Die Ruderpedale werden zwar mit dem Schubregler verbunden und bilden mit diesem dann eine Einheit, doch die Hürde ist an dieser Stelle bereits gerissen, weil wir bei einem „One-Joystick-Only“-Spiel dann entweder mit dem Stick oder mit dem Schubregler spielen können (wobei Letztgenanntes eventuell einen gewissen Showeffekt mit sich bringen könnte und auf Twitch gegebenenfalls einmal ausprobiert werden müsste).
Gerade der Logitech t16000m bietet natürlich als Stick alleine schon eine Menge Möglichkeiten: 4 Achsen inklusive eines kleinen Schubreglers an der Base, 4 Tasten und ein Coolie-Hat an und auf dem Stick und nochmal 6 Tasten an der Base – damit lässt sich schon einiges anfangen. „Darkstar One“ beispielsweise lässt sich wunderbar damit spielen. Wenn man aber unbedingt das HOTAS-Feeling haben will, dann geht das gar nicht! Also musste eine andere Lösung her. Und dabei stolperte ich über ein Angebot für einen HOTAS, über den ich seinerzeit im „Elite: Dangerous“ Forum nur Gutes gehört hatte, nämlich diesen hier:

Ja, ich weiß, das Foto ist kacke, aber heute früh musste es schnell gehen, deswegen war nur ein Schnappschuss aus dem Handgelenk drin. Besser wird’s auch nicht werden, weil der Karton inzwischen entsorgt ist. Als ich das Foto machte, fuhr unten gerade die Müllabfuhr für die Blaue Tonne vor. Deswegen musste es übrigens schnell gehen und deswegen ist das Foto kacke – womit wir wieder am Anfang dieses Absatzes angekommen wären. Wer möchte, kann nun Zeitschleifenartig weiterlesen bis er irgendwann wegen Dehydration vor dem Monitor verendet – oder einfach mit dem nächsten Absatz weitermachen.
Es ist also wieder ein Thrustmaster geworden. Das geht für mich absolut in Ordnung, denn mit dem t16000m FCS habe ich durchweg gute Erfahrungen gemacht. Ein Stick hatte zwar nach einigen Jahren der intensiven Nutzung den Geist aufgegeben (eine ausgerechnet ziemlich wichtige Taste am Stick hatte einfach die Arbeit verweigert), doch der Stick selbst ist nicht allzu kostspielig und war deswegen rasch ausgetauscht.
Die Thrustmaster-Produkte können hinsichtlich der Haptik zwar nicht unbedingt mit einem Monstrum wie dem X-52 Pro mithalten, das reichlich brachial in der Hand liegt, doch dafür sind sowohl Stick als auch Schubregler in meinen Augen sehr viel präziser, straffer und in der Handhabung weitaus angenehmer. Auch der Schubregler mit seinen gleich drei Coolie-Hats wusste mich zu überzeugen. In „Elite: Dangerous“ ließen sich viele Funktionen einwandfrei mappen.
Also habe ich nicht lange gefackelt und beherzt zugegriffen. Obwohl … einen näheren Blick auf die technischen Gegebenheiten habe ich natürlich schon geworfen. Und dabei zeigte sich eine Reihe von Pluspunkten:
- Eine ausreichende Anzahl an Tasten, um viele Funktionen ansteuern zu können.
- Stick und Base können sowohl als Einheit zusammengesteckt als auch separat genutzt werden.
- Die Ruderpedale des t16000m FCS können mit dem HOTAS gekoppelt werden.
- Selbst mit gekoppelten Ruderpedalen wird nur ein einziger USB-Anschluss genutzt und nur eine Geräteinstanz belegt!
- Ganz interessant (und von mir erst bemerkt, als ich das Gerät ausprobierte): Der Schubregler kann in der Mittelstellung leicht einrasten. Das eröffnet bei Spielen wie „Elite: Dangerous“ oder „X4“ neue Möglichkeiten.
Und wie war nun der erste Eindruck?
Natürlich zunächst einmal etwas ungewohnt.
Das Gerät macht einen sehr wertigen Eindruck und ist gut verarbeitet. Der Stick fühlt sich nicht ganz so burschikos an wie der t16000, liegt aber gut in der Hand – auch wenn man etwas größere Pfoten mit langen Spinnenfingern hat, so wie ich. Der Schubregler ist recht leichtgängig, bietet aber angenehmen Widerstand und rastet in Mittelstellung leicht ein. Anfangs störte mich das ein wenig, doch ich habe ziemlich schnell meinen Frieden damit gemacht, weil sich daraus völlig neue Möglichkeiten ergeben.
Zur Erinnerung: Der Schubregler des X-52 Pro rastet kurz vor der Nullstellung auch leicht ein und lässt sich dann noch ein Stück zurückziehen, womit man beim Flugsimulator beispielsweise Schubumkehr simulieren kann. Beim HOTAS One wird es später eine Einstellungssache sein, ob man den vollen Hebelweg nutzt (und dabei einfach das leichte Schnappen in der Mittelstellung ignorieren muss) oder ob man den Regler tatsächlich in beide Richtungen nutzt. Und selbst wenn man die volle Spanne nutzt, bietet die haptische Rückmeldung in der Mittelstellung einen zusätzlichen Signalpunkt, der hilfreich genutzt werden kann.

Nun gut, so viel zum Schubregler. Nun aber zunächst die Frage, wie sich das Gerät auf meinem Schreibtisch macht.
Hierzu habe ich für den Anfang die Konfiguration mit separatem Schubregler gewählt und nachgeschaut, ob sich die Geräte vernünftig arrangieren lassen. Die Antwort ist ein klares, eindeutiges Jain, denn mir fällt dabei ein alter, hessischer Kinderreim ein: Ditze, datze, dorz. De Deibel lässt en Forz. De Deibel lässt en Drache steje … die Kordel wor ze korz!
Nur so viel: Es geht um gefallene Engel, Flatulenzen und eine zu kurze Schnur. Und genau Letztgenanntes ist ein kleines Problem beim HOTAS One: Die Kordel ist zu kurz. Stick und Schubregler müssen direkt neben der Tastatur postiert werden – und meine Tastatur ist nicht sonderlich breit. Mit meiner vorherigen Razer Black Widow Chroma (möge sie in Frieden ruhen) hätte ich ein Problem gehabt. Eigentlich schade, denn ich hätte den Stick gerne noch ein wenig nach rechts verschoben, sodass ich die Maus zwischen Stick und Tastatur hätte nutzen können. Aber ist das ein Beinbruch? Nein, ich denke nicht. Falls ich ausschließlich mit der Maus arbeite, schiebe ich den Stick sowieso ein Stück in Richtung Monitor und die Sache ist erledigt.

Das Anschließen der Ruderpedale geht übrigens ebenso schmerzlos über die Bühne wie es schon beim t16000m FCS der Fall war: Einfach einstecken und fertig. Das gilt übrigens für den gesamten HOTAS, denn das Gerät ist unter Windows 11 komplett plug&play. Man sollte lediglich darauf achten, den kleinen Wahlschalter an der Base des Sticks auf „PC“ zu stellen. Der Rest läuft völlig automatisiert ab und der HOTAS wird sofort als Gamecontroller erkannt.
Ich hatte gestern nicht mehr die Zeit, mir das Kontrollpanel im Gerätemanager anzuschauen, doch eine kurze Überprüfung im Spiel „Flight of Nova“ zeigte, dass alle Achsen – auch die der Ruderpedale – einwandfrei erkannt wurden, perfekt kalibriert waren und bestens funktionierten. Auch mit den Tasten gab es keine Probleme; alle Zuweisungen, die ich ausprobierte, funktionierten fehlerfrei.

Als ich Stick und Schubregler zu einer Einheit verbinden wollte, wurde es zunächst etwas frickelig. Das lag aber hauptsächlich daran, dass ich unbedingt noch ein Foto machen wollte, mir aber die Zeit ausging. Damit produzierte ich dann das typische Hektik-Paradoxon: Ich wollte möglichst schnell fertig werden, machte in der Hektik aber Fehler, sodass es am Ende vermutlich länger dauerte, als wäre ich einfach strukturiert und etwas überlegter herangegangen. Doch soviel sei gesagt: Wenn man Stick und Schubregler einmal in die richtige Position gebracht hat, dann lassen sie sich problemlos zusammenführen. Und um das Ganze auch dauerhaft zu fixieren, hat Thrustmaster noch einen kleinen Imbusschlüssel spendiert, der unten am Stick befestigt ist.
Blöderweise sitzt das Ding so fest, dass man ihn mit der Hand einfach nicht rausbekommt und sich zunächst einmal Werkzeug holen muss, um das Werkzeug zu befreien, das eigentlich vorhanden ist, damit man kein Werkzeug holen muss. Ist auch ’ne Art Logik.

Das Kabel zwischen Schubregler und Stick lässt sich nach der Montage der beiden Einheiten dann problemlos in der Base des Schubreglers verstauen und in Führungen an der Unterseite der Einheit drücken. Auf diese Weise labbert das Kabel nicht im Weg herum.
Außerdem auf dem Bild zu sehen: Das Einstellrad des Sticks. Hier kann man die Vorspannung des Sticks regulieren und den Stick etwas straffer oder lockerer einstellen, wobei ich die Werkseinstellung schon sehr angenehm finde. Der Stick bietet guten Widerstand, wackelt nicht herum und erfordert andererseits auch keinen größeren Kraftaufwand. Damit sollten auch sehr feinfühlige Steuerbewegungen möglich sein.

Wie schon beim t16000m FCS lässt sich das Ruder beim HOTAS One auch über einen Wippschalter am Schubregler bedienen. Ich habe das in der Praxis noch nicht getestet, aber es könnte sein, dass dabei aus der analogen Achse eine digitale Betätigung über Schalter wird. Der Wippschalter lässt sich aber auch mit anderen Funktionen belegen. Hat man keine Ruderpedale zur Hand, kann man die Ruderfunktion immer noch durch Drehung des Sticks nach rechts oder links kontrollieren, denn der Stick alleine verfügt schon über drei Achsen.
Die gesamte Tastenbestückung des HOTAS One ist übrigens gut gelungen, denn alle Tasten lassen sich bequem erreichen und man läuft auch kaum Gefahr, versehentlich zwei Tasten gleichzeitig zu betätigen, denn alles ist sauber voneinander getrennt und bietet auch für Wurstfinger genügend Platz.

Zuletzt noch ein Bild vom zusammengebauten HOTAS One. In dieser Konfiguration ist man eher platzsparend unterwegs und kann den HOTAS auch auf kleineren Tischen gut benutzen. Ich selbst werde von dieser Möglichkeit im Spiel eher selten Gebrauch machen, doch wenn es darum geht, den Stick einmal wegzupacken, dann ist dies die Konfiguration meiner Wahl.
So viel zum ersten Eindruck von der Hardware.
Nach der ersten Anspielsession mit „Flight of Nova“ kann ich zwar die einwandfreie Funktion des Achsen- und Tastenmappings schon einmal bestätigen (wobei das Spiel blöderweise noch keine Möglichkeit bietet, die Achse des Schubreglers umzukehren, was in diesem Fall dringend notwendig wäre, denn der Schub funktioniert in diesem Spiel schlichtweg falsch herum), doch mir fehlen noch die Erfahrungen mit anderen Spielen und eventuell auch mit der DOSBox. Diese Tests werde ich aber so bald wie möglich nachholen. Für mich gibt es zwei Spiele, die ich unbedingt ausprobieren möchte: Einerseits „Darkstar One“, das nur eine Joystickinstanz ansprechen kann, aber eigentlich für einen HOTAS prädestiniert ist und andererseits „Wing Commander Privateer“, das in einer DOSBox läuft, aber wohl auch die Möglichkeit bietet, über ein Thrustmaster-System bedient zu werden. Die DOSBox sollte in der Lage sein, dieses zu emulieren, gegebenenfalls nach eine Neuzuweisung der Achsen.
In jedem Fall werde ich über die Ergebnisse berichten. Oder auch nicht. Vielleicht berichte ich auch etwas Anderes.
Oder etwas GANZ Anderes.
That’s all, folks!