Die Heinkel He177 A-5 „Greif“ im Maßstab 1/72 von Revell – eine Kurzvorstellung des Bausatzes.

Der Bausatz hat mich schon lange interessiert, doch mehr als 30 Euro wollte ich nicht unbedingt dafür ausgeben. Nun sprang mir ein Angebot für gut 27 Euro ins Auge und ich habe kurzerhand zugegriffen. Gestern klingelte dann der Paketbote bei mir:

Die Heinkel He177 A-5 „Greif“ im Maßstab 1/72 aus dem Hause Revell ist in meiner Schatzkammer gelandet!

Sonderlich viel Glück war diesem Bomber im 2. Weltkrieg nicht beschieden. Eigentlich als schwerer Bomber mit vier Motoren geplant und als Prototyp mit einigen technischen Raffinessen ausgestattet (darunter z. B. fernsteuerbare, unbemannte Geschütztürme), musste man recht bald zurückrudern, weil sich die Leitung der Luftwaffe darauf versteift hatte, alle Bomber müssten unbedingt auch sturzkampftauglich sein. Das anfängliche Konzept musste dann zusammengedampft werden und es kam ein reichlich absurder Hybrid heraus: Zwei Propeller, aber dennoch vier Motoren. Je zwei davon sollten synchronisiert laufen und auch dementsprechend Leistung bringen.

War eine gute Idee.

Klappte aber leider nicht.

Das Ergebnis war, dass sich teilweise Vibrationen gegenseitig aufschaukelten, sodass es immer wieder zu Undichtigkeiten kam. Und wie es nun einmal so ist, wenn leicht entflammbare Flüssigkeiten mit heißen Oberflächen in Kontakt kommen: Es fängt ganz gerne mal an zu brennen. So kam die He177 zu einigen kreativen Spitznamen: „Der brennende Sarg“, die „Reichsfackel“ oder das „Reichsfeuerzeug“.

Schlussendlich war die He177 erst 1943 einsatzbereit, doch da fehlte es bereits an Material und Treibstoff, sodass die Maschinen nicht mehr nennenswert in den Krieg eingreifen konnten. Es gab noch Überlegungen, das Flugzeug in einen herkömmlichen viermotorigen Bomber umzubauen, doch das wurde schlussendlich nicht mehr umgesetzt.

Doch auch wenn die He177 technisch eine Totalkatastrophe war und von ihren Besatzungen nicht gerne geflogen wurde, so sah sie doch auf eine schlichte, puristische Weise verdammt gut aus. Und genau deswegen wollte ich diesen Bausatz um’s Verrecken haben!

Bei Revell ging die He177 im Jahr 2000 mit einem neuen Werkzeug an den Start. 2018 gab es eine Überarbeitung mit neuen Teilen und in dieser Version ist das Modell heute noch mit der Revell Artikelnummer 03913 zu haben. Bei einem so jungen Bausatz rechnete ich mit einer gehobenen Qualität – und ich wurde (zumindest auf den ersten Blick) nicht enttäuscht. Die Bilder auf der Rückseite des Baukastens sahen zumindest schon einmal ganz interessant aus:

Allzu viel Gewicht brachte die Kiste nicht auf die Waage, weswegen ich gespannt war, wie wohl die Teileausbeute in der Realität ausfallen würde. Immerhin sollten es ja laut Angaben auf dem Cover satte 234 Teile sein. Und auch hier wurden meine Erwartungen mehr als erfüllt:

Dieses ganze Sammelsurium, bestehend aus drei Plastiktüten mit Teilen und einer ziemlich burschikosen Bauanleitung, zerrte ich aus der Schachtel. Und bevor ich mir die Teile genauer anschaute, warf ich zunächst einmal einen Blick auf den ganzen Papierkrieg, der mitgeliefert worden war.

Wie bereits gesagt: Die Bauanleitung macht einen recht brachialen Eindruck. Es handelt sich um eine der neuen Auflagen, die farbig gedruckt sind und die schon auf den ersten Blick einen Eindruck davon geben, welches Teil in welcher Farbe bemalt werden soll. Ich mag diese Anleitungen. Sie sehen nicht nur gut aus, sondern kommen auch mit etwas höherwertigem Glanzpapier daher, was die Haptik recht angenehm macht. Eine kleine Einschränkung gibt es allerdings hinsichtlich des Inhalts, denn wie die Erfahrung mich lehrt, kann es hier ebenso zu Unklarheiten und/oder Missverständnissen kommen, wie es damals bei den Anleitungen in Schwarzweiß der Fall war. Und wir wollen nicht vergessen: Tamiya schafft es auch heute noch, die Bauanleitung für einen kompletten und nicht gerade unkomplexen Panzer IV im Maßstab 1/35 auf ein kleines, beidseitig bedrucktes Faltblatt zu packen – ähnlich wie ein Werbeflyer.

Aber drauf geschissen, bei Revell hat die Bauanleitung einfach einen hochwertigen Touch!

Die Decals sehen auch sehr gut aus. Einerseits hinsichtlich der Anzahl, denn es sind jede Menge kleiner Wartungshinweise und Markierungen vorhanden, andererseits hinsichtlich der Ausführung. Der Druck ist knackscharf und ich konnte auf den ersten Blick keinerlei Versatz feststellen. Und ja, ich hatte meine Brille auf! Ob die Decals schlussendlich gut verarbeitet werden können und ob die Trägerfolie eine angenehme Stärke hat werde ich natürlich erst im Rahmen des Zusammenbaus feststellen. Aber der erste Eindruck ist schon einmal sehr gut.

Das gilt übrigens auch für die Teile, denn auf diese warf ich im Anschluss einen etwas ausführlicheren Blick. Dabei ließ ich sie zunächst in ihren Tüten, denn ich wollte nicht riskieren, irgendein filigranes Fahrwerksteil oder ein Hebelchen aus dem Cockpit, das sich vom Gießast gelöst haben könnte, an das Teppichmonster zu verfüttern.

Dennoch machten die Teile auch bei der Betrachtung durch die Plastiktüte durchweg eine gute Figur. Zumindest an den Teilen im direkten Sichtbereit konnte ich keine Unsauberkeiten erkennen. Stattdessen gab es einige ziemlich feine Strukturen zu sehen wie z. B. hier die deutlichen Blechstöße an den Tragflächen:

Das Recycling-Logo sitzt übrigens auf der Plastiktüte, nicht auf der Tragfläche!

Schön ausgeprägte Strukturen gibt es auch beim Fahrwerk:

Um ehrlich zu sein: Solche Details war ich vor nicht allzu langer Zeit (wobei das natürlich bei einem alten Boomer wie mir relativ gesehen werden muss; für Millennials dürfte es sich hier schon um eine ganze Lebensspanne drehen) nur bei Bausätzen im Maßstab 1/32 gewohnt – und selbst dort war es nicht selbstverständlich, dass bei einem Rad einzelne Schrauben herausgearbeitet waren. Zumindest nicht bei Modellen von Revell. Ich habe da noch etliche Beispiele, die ich hier anführen könnte, in meiner Schatztruhe.

Die Hürde des ersten Eindrucks hat der Bausatz in jedem Fall schon einmal mit Bravour bei mir genommen, denn ich habe im Grunde genommen genau das bekommen, was ich erwartet hatte. Stellenweise sehen die Details sogar noch ein wenig besser aus, als ich es vermutet hatte. Und wie am Ende jeder Bausatzvorstellung und jedes Unboxings sage ich auch hier: Es bleibt abzuwarten, wie sich die Teile verarbeiten lassen und ob der ganze Klimbim auch ordentlich zusammenpasst.

Was noch bleibt, ist die Überlegung, wie das Modell später präsentiert werden soll. Ich möchte schon gerne eine „kleine“ Vignette dafür basteln. Mr. Ice hat mich eben auf eine nette Idee gebracht, das Flugzeug so darzustellen, wie es damals nun einmal war: brennend. Sollte es mir gelingen, ein paar passende Figuren und vielleicht ein Feuerwehr- oder Sanitätsfahrzeug im Maßstab 1/72 aufzutreiben, das zu dieser Ära passt, dann wäre das wirklich eine Überlegung wert. Ich hätte sogar noch eine Flacker-LED, die ich als „Feuer“ zum Einsatz bringen könnte.

Aber warten wir mal ab, was die Zeit so bringt. Bis ich dieses Modell starte, wird noch so mancher Vogel scheißen, der heute noch keinen Arsch hat …

That’s all, folks!