Wüstenfuchs
Und wieder einmal ist ein Bausatz geschafft. Ausgerechnet ein Panzer – mit denen habe ich eigentlich überhaupt keinen Vertrag. Aber irgendwie hatte es mir der Panzer IV mit seiner stupsnasigen Kanone angetan, also habe ich mir den Bausatz aus dem Hause Tamiya beschafft und mich gleich daran gemacht.
Das Ergebnis ist sicherlich weit von Perfektion entfernt, doch ich muss sagen, ich bin eigentlich recht zufrieden – dafür, dass ich mich sonst von Kettenfahrzeugen fern halte.
Grund für die Anschaffung war eigentlich der Erwerb einiger Vintage-Bausätze, die Airfix neu aufgelegt hatte. Es handelt sich um eine Reihe deutscher Fahrzeuge aus dem 2. Weltkrieg, die während des Afrikafeldzuges eingesetzt wurden. Da diese Bausätze eher wirken, als stammten sie aus einem Überraschungsei, dachte ich mir, es sei besser, sie irgendwo im Hintergrund eines Dioramas mit forcierter Perspektive zu verstecken. Allerdings sollte man dabei im Vordergrund besser einen Hingucker platzieren, um ein wenig von den wenig detaillierten Komparsen abzulenken. Da fiel mir der Panzer IV in die Hände.
Den letzten Tamiya-Fahrzeugbausatz habe ich, ungelogen, vor ca. 45 Jahren gebaut. Mein Vater und ich hatten in jüngeren Jahren eine kleine „Panzer-Phase“. Damals bot Tamiya die meisten Panzermodelle sogar mit Elektromotor(en) und manchmal sogar mit einer kabelgebundenen Fernsteuerung an. Wie man gut anhand der Bauteile erkennen konnte, war auch der Panzer IV ursprünglich für den Einsatz von Elektromotoren vorgerüstet.
Die Qualität ist für eine Bausatzform aus dem Jahr 1974 wirklich enorm! Verglichen mit den Bausätzen anderer Hersteller ist die Detailfülle wirklich außergewöhnlich und die Passgenauigkeit einwandfrei. Lediglich an einer Luke musste ich zu Spachtelmasse greifen, um ein paar Auswerfermarken zu beseitigen, die bei geöffneter Darstellung der Luke direkt im Sichtbereich gelegen hätten.
Schön auch, dass der Bausatz mit gleich drei Figuren daherkommt – auch wenn diese nicht gerade zu den absoluten Top-Produkten in diesem Bereich gehören. Wenn man dann noch meine schlichtweg nicht vorhandenen Fähigkeiten in der Figurenbemalung hinzufügt, dann kann es durchaus einmal passieren, dass der Panzerfahrer ein wenig aussieht wie Peter Behrens, der (leider verstorbene) Schlagzeuger der NDW-Band Trio.
Die Verwitterungseffekte habe ich für einen ersten derartigen Versuch überraschend gut hinbekommen. Ich hatte hier zunächst auf die Haarspraymethode zurückgegriffen, um Lackschäden zu simulieren. Danach ging ich mit Ölfarbe zu Werke, was allerdings nicht allzu gut gelang. Deswegen musste ich an einigen Stellen noch einmal mit Airbrush nacharbeiten. Daraus wiederum ergeben sich dann aber einige durchaus interessante Nuancen und Filterungen, die mir im Nachhinein ganz gut gefallen.
Natürlich sind die Ketten des Burschen noch viel zu sauber! Doch das wird sich noch ändern, sobald das Fahrzeug in das geplante Diorama integriert ist. Große Verschmutzungen mit Lehm oder Grasreste werde ich ohnehin nicht zum Einsatz bringen, denn schließlich soll es sich ja um einen Panzer handeln, der im Rahmen des Afrikakorps eingesetzt wurde. Der Panzer soll daher im Wüstensand unterwegs sein – und dementsprechend will ich dann auch das Fahrwerk herrichten.
Nun kann ich mir gut vorstellen, dass einige Panzerexperten möglicherweise auf Schnappatmung gehen, weil ich es gewagt habe, mich hinsichtlich der Farbgebung, der Markierungen und der Uniformen der Besatzung nicht tausendprozentig an den historischen Gegebenheiten orientiert zu haben. Nun, liebe Experten, die Sache ist die, dass ich leider ein lausiger Historiker bin und dass ich weitaus mehr Wert auf ein gutes Handwerk als auf eine exakte Vorbildtreue lege. Natürlich habe ich ein wenig Ausschau nach Informationen gehalten, doch bei Dingen, zu denen ich keine eindeutigen Angaben finden konnte, habe ich mich einfach an der Bauanleitung orientiert. Alles, worauf es für mich ankommt, ist, dass es zumindest so aussieht als könne es real gewesen sein. Ob es wirklich so war, spielt für mich nur eine untergeordnete Rolle.
Kurz nachdem ich dieses Modell erworben hatte, fiel mir in der Bastlerzentrale in Gießen ein zweiter Bausatz des Panzer IV, diesmal allerdings die Ausführung „F“, aus dem Hause Revell in die Hände. Und das zu einem wirklich sehr guten Preis. Der musste mich natürlich umgehend nach Hause begleiten. Und was entdeckte ich dort im Karton? Den Bausatz von Tamiya – allerdings mit einem Revell-Label versehen. Ich werde also den exakt gleichen Bausatz mit einigen wenigen geänderten Teilen noch einmal bauen können. Und das freut mich sehr, denn ich hatte einen Haufen Spaß damit!
Zusammengefasst: Ein wirklich schöner, qualitativ überzeugender Bausatz, mit dem man viel Freude beim Zusammenbau und am fertigen Modell haben kann. Und ein gutes Experimentierfeld, um seine Fähigkeiten beim Bau und der Lackierung von Fahrzeugmodellen zu erweitern.
Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung. An diesem Bausatz dürften auch ungeübtere Modellbauer ihren Spaß haben.